Demonstranten auf dem Luisenplatz haben in der Nacht von Donnerstag auf Freitag einen Fackelmarsch rechter Gruppen im Gedenken an die Brandnacht in Darmstadt verhindert.
Kein Platz für Geschichtsrevisionismus in Darmstadt: Unter diesem Motto hatten sich am Donnerstagabend zunächst einige hundert Demonstranten auf dem Kapellplatz in Darmstadt versammelt: Vor den Ruinen der ehemaligen Friedhofskapelle wollten sie verhindern, dass eine Gruppe, die auch die Stadt Darmstadt rechten Kreisen zuordnet, „den 11. September für ihre Zwecke instrumentalisierten“. So hatte es auch Oberbürgermeister Hanno Benz formuliert.
Zur Vorgeschichte: Mit einem Schweigemarsch wollte eine Gruppe, die laut Stadt rechten Kreisen zuzuordnen ist, vor Mitternacht vom Luisenplatz zum Kapellplatz laufen, während die Kirchenglocken zum Gedenken an die Brandnacht vor 81 Jahren läuteten. Am 11.9. 1944 hatten alliierte Bomber das Zentrum Darmstadts in Schutt und Asche gelegt. Die Stadt hatte diesen Marsch zunächst untersagt. Doch das Verwaltungsgericht Darmstadt entschied, der Fackelmarsch dürfe stattfinden.
An die Opfer des Zweiten Weltkriegs und des nationalsozialistischen Terrors erinnert bis heute ein Mahnmal in den Ruinen der Friedhofskapelle. Die Sorge der Gegendemonstranten: Die Teilnehmer des Schweigemarsches würden die eigentlichen Ursachen der Brandnacht ausblenden. So sagte auch Bernhard Schütz von der Geschichtswerkstatt Darmstadt, die Rechte wollten die Brandnacht entpolitisieren, indem sie den Bombenangriff und das Opfergedenken vom Terror der Nazis abkoppelten. Für ihn begann deshalb die Zerstörung Darmstadts 1933.
Das Bündnis gegen Rechts (BgR) hatte zu der Gegendemo aufgerufen. Nach Angaben der Veranstalter versammelten sich gegen 21 Uhr 1000 Menschen – die Polizei sprach von 750. Auch etwa ein Dutzend „Omas gegen Rechts“ aus Darmstadt waren gekommen.
Gegen 23 Uhr machten sich die Teilnehmer auf zum Luisenplatz. Dort hatten sich die nur etwa 20 Teilnehmer des Schweigemarsches vor dem Regierungspräsidium versammelt, denen die Gegendemonstranten am Brunnen vor dem Luisenplatz gegenüberstanden. „Allen voran stand in der Gruppe ein bizarr in Weiß gekleideter Mensch mit langem Bart, riesiger Friedensfahne und Laterne. Die Teilnehmer des Schweigemarsches wurden von uns Gegendemonstrierenden mit kreativen Sprüchen und netten Laternenliedchen a la Rolf Zuckowski von ihrem geplanten Marsch abgehalten.“
.Bis auf einen kleinen Zwischenfall verlief der Abend friedlich. Die Polizei nahm einen Gegendemonstranten in Gewahrsam.



OMAS GEGEN RECHTS Darmstadt beim Gedenken an die Brandnacht